Gegen Diskriminierung und Voruteile

Was ist Diskriminierung? Wieso diskriminieren wir überhaupt? Ist das gut so? Was kann man dagegen tun?

Diskriminierung verstehe ich als Ungleichbehandlung von Menschen wegen eines oder wegen mehrerer Eigenschaften. Spezialfälle davon sind Sexismus, die Diskriminierung bezogen auf das Geschlecht, Rassismus bezogen auf die ‚Rasse‘ etc. Man kann aber auch irgendeine andere Eigenschaft wählen, für die es keinnen eigenen *-ismus gibt. Sei es Körpergröße, Hautfarbe, Augenfarbe, Haarfarbe, körperliche Statur, Religionszugehörigkeit, Ansichten, politische Meinungen, Bildungsabschluss, sexuelle Vorlieben – lasst Eurer Fantasie hier freien Lauf!

Diskriminierung passiert oft unbewusst! In den USA werden mittlerweile Bewerbungen ohne Foto und Namen eingereicht, da offenbar diese beiden Eigenschaften starken Einfluss darauf haben, ob ein Kandidat vom Vorstellungsgespräch geladen werden soll oder nicht. Ein Blick auf ein Foto gibt uns ein „Bauchgefühl“ über eine Person, ob sie mir sympathisch ist. Mancher glaubt bestimmt, dass man durch ein Foto den Menschen schon besser einschätzen kann.

Ich glaube wir schauen uns das Bild an und assoziieren etwas damit, was eigentlich nicht in dem Bild, sondern in uneren Erfahrungen steckt. Das ist auch natürlich. Wenn das Bild einen Bekannten zeigt behandle ich ihn natürlich anders, als einen Fremden, weil ich ja mehr über den Bekannten weiß. Auch bewusst zu versuchen unser Hintergrundwissen zu ignorieren klappt oft nicht. Das Problem unseres Denkens ist, dass wir auch wenn wir die Person nicht (er)kennen, wir sie unbewusst mit bekannten Personen abgleichen. Sieht die Person ähnlich aus, wie ein Elternteil? Vielleicht ein Verwandter oder Freund? Oder jemand, der einem Leid angetan hat? Und dann assoziieren wir unbewusst unsere Erfahrungen mit der unbekannten Person.

Diese Art zu Denken ist auch eigentlich gar nicht so schlecht, sie hilft uns nämlich in anderen Situationen sehr. Wenn wir abends nach Hause gehen, und den kurzen Weg durch die dunkle Gasse nehmen können, oder den langen Weg über die beleuchteten Hauptstraßen – dann entscheiden wir uns für den beleuchteten Weg. Wir haben nur unvollständige Informationen und entscheiden uns für die Alternative, die unserer Erfahrung nach ‚besser‘ (in diesem Fall weniger riskant) ist. Wir haben ein Vorurteil gegenüber der dunklen Straße. Das ist auch gut so, denn dieses Verhalten beschützt uns. Wir haben also alle Vorurteile und verwenden sie unbewusst.

Im Fall der Straße finden wir auch rationale Gründe für unser Verhalten, auf der beleuchteten Straße sehe ich weiter und kann Gefahren früher erkennen. Unser Hirn ist aber generell gut darin aus einer getroffenen Entscheidung eine plausible Geschichte zu erstellen, die unser Handeln retrospektiv begründet. Das kann unser Gehirn eben auch wenn überhaupt keine rationalen Gründe vorliegen.

„Schwarze Katzen bringen Pech“ mag bestimmt der Erfahrungswert von einigen Menschen sein, weil ihnen eben zufällig etwas schlechtes widerfahren ist, als eine schwarze Katze in der Nähe war. Das kann aber auch einfach Glück oder Zufall gewesen sein. Unsere Erfahrungswerte prägen uns also, müssen aber nicht unbedingt die sachliche Wahrheit widerspiegeln. Beim Katzenzuchtverein sind auch viele schwarze Katzen; trotzdem passieren dort nicht mehr schlimme Dinge, als im Hundezuchtverein.

Wichtig ist jetzt noch zu unterscheiden welche unserer Vorurteile der Realität entsprechen und welche nicht. Zum Beispiel sind homosexuelle Männer bei der Blutspende ausgeschlossen! Mehr dazu hier. Wieso sind sie ausgeschlossen? Weil des Vorurteil besteht, dass homosexuelle Männer eher HIV haben. Die rechtliche Grundlage dazu bietet in diesem Fall die Statistik, die genau dieses Vorurteil untermauert: homosexuell aktive Männer bilden eine Risikogruppe. Das heißt nichts anderes, als dass das Vorurteil in diesem Fall statistisch belegt ist. Nach meiner Definition oben „Ungleichbehandlung von Menschen wegen eines oder wegen mehrerer Eigenschaften“ handelt es sich hier um Diskriminierung.

Es macht also einen Unterschied, ob ein Vorurteil statistisch belegt ist oder nur auf Erfahrungswerten beruht. Im einen Fall ist es begründet, im anderen nicht. Wir können und wollen aber auch nicht immer alles statistisch belegen, gerade weil Statistiken oft auch subjektiv sind und stark von der Auswertung abhängen.

Beispiel: „Kindersterblichkeit beziffert den Anteil der Kinder, die im Zeitraum der ersten fünf Lebensjahre sterben, bezogen auf 1000 Lebendgeburten.“ Das klingt erstmal gut und das klingt auch so, als ob man diese Regel überall auf der Welt anwenden könnte, um objektiv Kindersterblichkeit vergleichen zu können. Viel Unklarheit steckt in der Definition ja auch nicht drin, abgesehen von dem Wort „Lebendgeburt“, denn die müsste ja auch überall auf der Welt gleich definiert sein – ist sie aber nicht! Während zum Beispiel in der DDR zwei Lebenszeichen für eine Lebensgeburt nötig waren, reichte in der BRD bereits eines. Mehr dazu hier.

Unsere Vorurteile sind also subjektiv, oft unbewusst und manchmal statistisch belegbar. Selbst wenn Zusammenhänge statistisch belegbar sind heißt aber noch lange nicht, dass sie immer zutreffen! Wenn wir uns einem Unbekannten gegenüber sehen, der aussieht als wäre er ein Massenmörder, dann sollten wir uns vielleicht bewusst machen, dass wir eigentlich gar keine Massenmörder kennen und uns deswegen einfach überraschen lassen sollten, wie der Mensch so ist.

Er ist wieder da! Oder er ist zumindest auf dem Weg…

Wer es nicht kennt: Sowohl das Buch „Er ist wieder da“ als auch der gleichnamige Film sind absolut lesens- bzw. sehenswert. Es handelt davon, dass Hitler in der heutigen Zeit wieder auftaucht und sich die Welt von heute betrachtet. Das Ergebnis ist hart, wahr und oftmals wunderschön und lustig verpackt.

Aber zum eigentlichen Thema: Wie kam Hitler an die Macht? Ich bin kein Geschichtsexperte, aber soviel habe ich gelernt, dass einer der Gründe für seine anfangs große Beliebtheit beim Volke war, dass er ein Macher war. Er machte klare Aussagen über klare Ziele, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, Bauen von Autobahnen. Zu dieser Zeit waren die Menschen eher politikverdrossen von bürokratischen Reden, und von einer eher festgefahrenen Politik. Außerdem hatten sie unter der Wirtschaftkrise und unter hoher Arbeitslosigkeit zu leiden.

Wie sieht es denn heute aus? Atomausstieg: Wir müssen aussteigen, denn es ist gefährlich. [Abgesehen davon müssten eh mal die Endlagerfrage klären].  Dann der Wandel: Unsere Atomkraftwerke sind die sichersten! Wir steigen doch nicht aus. Nach Fukushima dann wird sich unsere Chef-Physikerin bewusst, dass das Wort „Restrisiko“ das Wort „Risiko“ beinhaltet und das auch eintreten kann. Also doch: Ausstieg, jetzt aber sofort! [Das soll nur ein Beispiel für die Gradlinigkeit unserer Politik sein. Wenn sie ein Fähnchen im Wind wäre, würde sich der Mast auch mit biegen!]

Gleichzeitig wirbt Europa für ein gemeinsames Miteinander. Die EU hat als Ziel noch enger zusammenzuwachsen, gleichzeitig expandiert sie ständig weiter. Um wirtschaftlich mit USA oder China zumindest in einer Liga zu sein ist das wichtig. Dafür braucht man aber auch das Volk, was das möchte.  Wenn – wie aktuell wegen der Flüchtlingkrise – ein heftiger Streit ausbricht, sollte man sich als ein Europa vielleicht gemeinsam überlegen, wie man damit umgehen will. Oder man spricht sich eben nicht ab und sorgt für Unzufriedenheit in praktisch allen Lagern.

Ein Austritt aus der EU ist bis zum aktuellen Zeitpunkt gar nicht vorgesehen – wieso auch? Bei einem Arbeitsvertrag oder Kaufvertrag gibt es die Möglichkeit ja auch nicht.

Als sich gerade Gruppen wie Pegida gegründet hatten, hätte ich gesagt: „Ich befürchte, dass Deutschland einen neuen Hitler hervorbringt. Einen nationalistischen Politiker, der pragmatisch Dinge anpackt – oder das zumindest behauptet – und deswegen viel Zuspruch bekommt. Wer weiß, welche kranken, vielleicht faschistischen Ideen dieser Mensch noch hätte und welche Auswirkungen dann eine entsprechende Politik auf die ganze Welt haben würde.“

Seit der kürzlichen politischen Entwicklungen bin ich aber beruhigt. Bei den nationalistischen Entwicklungen sind uns andere EU-Länder weit vorraus.