Individuelle Preise und Marketing im Einzelhandel

 

Kürzlich hat mich eine Freundin gefragt, was ich von dem folgenden Video und der darin enthaltenen Marktidee halte:

Kurz zusammengefasst geht es darum im Einzelhandel dynamische Preise einzuführen. Es werden also einzelnen Kunden Rabatte auf ausgewählte Produkte gegeben und die Daten zu den Einkäufen analysiert.

Bevor ich zur eigentlichen Antwort: „Was halte ich davon?“ komme, möchte ich erst über Martketing im Allgemeinen sprechen.

Wenn man Wirtschaft in einem Land, oder global betrachtet, dann ist Marketing eine schlechte Erfindung, denn es versucht Marktanteil von anderen Marktteilnehmern abzunehmen und es dafür dem eigenen Unternehmen zu geben. Bei mehreren Unternehmen, die alle das gleiche produzieren, hat keiner einen Vorteil. Damit dein Unternehmen im Vorteil ist machst du also Werbung, bekommst damit mehr Kunden, mehr Umsatz, mehr Gewinn. Damit bist Du Vorteil – zumindest im Vergleich zur Konkurrenz.
Damit er nicht langfristig einen Nachteil hat, muss er jetzt also auch Geld in Marketingstecken. Das führt dazu, dass am Ende alle Firmen der Branche Geld in Marketing stecken müssen. Dann hat wieder keiner mehr einen (signifikanten) Vorteil – vorausgesetzt, dass das Marketing selbst ungefähr überall gleich gut funktioniert.
Für den Kunden heißt das jetzt aber, dass das Produkt im Vergleich zu vorher teurer wird. Denn alle Firmen müssen ja jetzt auch noch ihre Marketingabteilungen bezahlen. Vorher konnten sie alle Ressourcen in ein besseres oder günstigeres Produkt investieren.
Jetzt bekommt der Kunde also ein etwas schlechteres oder etwas teureres Produkt.
Zurück zu individuellen Preisen im Einzelhandel. Die Ziele in dem genannten Video sind
1) Kunden locken
2) Marken pushen
3) Umsatz erhöhen

 

Zu 1) Also mich persönlich lockt kein System, bei dem ich von vornherein weiß, dass dort das Geld, was ich ausgebe, investiert wird in gezieltes Marketing. Denn das heißt wie oben beschrieben: ich bekomme dort weniger Produkt für mein Geld.

Glaubst Du Aldi ist meist billiger, als andere Supermärkte? Wie viel Werbung macht Aldi? Also ich vermute da einen Zusammenhang. (Es gibt da noch andere Gründe, aber das wäre ein weiterer Artikel.)

Zu 2) Marken pushen macht jede Werbung und funktioniert wohl.

Zu 3) Umsatz erhöhen. Das wird erreicht durch größere Warenkörbe, wie im Video gesagt im Schnitt um 10%. Wozu soll das führen? Wenn ich heute mehr Essen einkaufe, dann habe ich ja erstmal mehr zuhause. Esse ich deshalb mehr? Ich denke nicht! Beim Blick darauf, wie viele Übergewichtige es gibt hoffe ich ehrlich, dass man deshalb nicht mehr isst. Vielleicht gehe ich dann seltener einkaufen. Dann wäre das Ziel den Umsatz zu erhöhen langfristig aber nicht erreicht. Oder mehr Essen wird schlecht und wird weggeworfen. Das sind also alles keine Gründe, die mich da stark hin ziehen.
Es wird also mit diesem System nur noch mehr Geld gesteckt in eine Branche, in der in der Summe nicht mehr Geld zu holen ist. Dabei wird das einfacherer System: „Jeder zahlt den gleichen Preis.“ zu dem möglicherweise ‚unfaireren‘ System der individuellen Preise abgeändert. Es wird also mal wieder etwas einfaches dank Technik komplizierter gemacht. Wenn man mich fragt soll Technik Dinge vereinfachen und nicht verkomplizieren!

 

Wohin soll das führen?

 

 Wenn Du heute Gurken günstiger bekommst und ich Tomaten – dann können wir uns ja absprechen. Du bringst mir Gurken mit, ich Dir Tomaten. Das heißt für die Marketing-Leute: „Geil, es funktioniert!“ Die Leute kaufen das mehr, was wir ihnen billig anbieten. Führen wir es noch weiter: Wenn z.B. alle Nachbarn eine Kundenkarte haben, haben wir alle irgendwas vergünstigt. Jetzt tun wir uns alle zusammen und kaufen für uns gegenseitig die günstigeren Waren. Davon kaufen wir nicht mehr. Aber deren Marketing macht sich Arbeit und wir machen uns mehr Arbeit bei der Absprache. In Summe investieren also alle Arbeit beim Versuch uns gegenseitig auszutricksen, statt die Produkte so gut und günstig wie möglich herzustellen und zu verkaufen.

 

Der nächste Schritt wäre dann wie Website, wo sich alle Nachbarn anmelden und automatisch hochgeladen wird, was jeder gerade vergünstig bekommt. Dann wird elektronisch über die Seite eingekauft. So, dass jeder der vergünstigten Preis bekommt. Wir versuchen also Technik einzusetzen, die das unnötig verkomplizierte System wieder vereinfacht. Dass das dann in Summe garantiert teurer ist, als alles so zu lassen wie es ist, das sollte klar sein. Und am Ende wird das ganze Konzept wieder eingestellt, weil es eh nichts bringt. Individuelle Rabatte und unsere Nachbarschafts-Webseite werden wieder eingestellt.

 Ähnlich absurd gab es mal Schwarzfahrversicherungen, bei denen man statt sich Tickets zu kaufen in eine Versicherung einbezahlt hat. Das funktioniert so lange, wie es im Mittel günstiger ist schwarz zu fahren. Wenn sich das nicht mehr lohnt wird auch das wieder eingestellt. https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzfahrerversicherung

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